AEG EX 150 ES im Praxistest

AEG EX 150 ES
AEG EX 150 ES

Die Marke AEG blickt auf eine langjährige und bewegte Geschichte zurück.

Im Jahre 1883 gegründet, 1982 Insolvenz, 1992 Verkauf der Elektrowerkzeugsparte an Atlas-Copco (weiterhin ein sehr hoher Qualitätsstandard), 2005 wiederrum eine Übernahme der Werkzeugsparte und Markenrechte an den chinesischen Großkonzern TTI. Erkennbar am Wechsel der Gehäusefarbe zu Orange, vorher Blau.

Wir haben uns das aktuelle Topmodell den EX 150 ES näher angesehen. Ob der Exzenterschleifer in die Fußstapfen seiner Ahnen treten kann oder nicht, wird dieser Artikel zeigen. Die Eckdaten der Maschine klingen recht vielversprechend: 150 mm Teller mit Standard 6er Lochung, 440 Watt, 8000-20000 Schwingungen pro Minute, Umschaltbarer Schwingkreis mit 3,2 mm für Feinschliff und 6,4 mm für Grobschliff und 4 m Gummikabel.

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Was zeichnet diesen Exzenterschleifer aus?


Einstellbarer Schwingkreis: 3,2 mm und 6,4 mm
Transportkoffer inklusive
Elektronische Drehzahlvorwahl für materialgerechtes Arbeiten
Robustes Getriebegehäuse aus Aluminium-Druckguss
Integrierte Staubabsaugung

Aufbewahrung


In die Werkstatt kommt der EX 150 ES in einem stabilen doppelwandigen und 47 x 32 x 20 cm großen Kunststoffkoffer.

Kunststoffkoffer

Als Verpackung dient nur ein einfacher Pappschuber, die Umwelt dankt es.

Verpackung

Das Innere des Koffers ist reichlich zerklüftet, er dient wohl auch noch zur Aufbewahrung für andere Geräte.

Innere des Koffers

Bei den ersten Malen ist Rätselraten angesagt, wie und wo der Schleifer denn nun hingehört. Hat er aber seinen Platz gefunden, sitzt er fest und kann auch nicht durch rütteln im Koffer hin und her fallen.

Allerdings fehlt es dem Universalkoffer an Platz für weitere Schleifmittel, die kann man leider nur irgendwo „rein schmeißen“. Unordnung ist vorprogrammiert.

Kein Platz für weitere Schleifmittel

Zum Lieferumfang gehört neben der Bedienungsanleitung, ein ebenso dickes Heft mit den obligatorischen Sicherheitshinweisen, drei Schleifblätter 80er Körnung und ein Inbusschlüssel.

Lieferumfang

Mit letzterem kann der Zusatzgriff entfernt,…

Inbusschlüssel

…oder in einer zweiten Position angebracht werden.

Zusatzgriff

Die Bedienungsanleitung ist kurz und einfach gehalten, aber alles Wichtige wird mit Illustrationen erklärt.

Bedienungsanleitung

Verarbeitung


Die Verarbeitung ist soweit in Ordnung, die Gummieinlagen sind sauber in den Rest des Gehäuses eingegossen und durch eine Noppenstruktur sehr griffig.

Gummieinlagen sind sehr griffig

Besonders gefallen hat uns das weiche 4 m lange Gummikabel, welches sogar ab Werk mit einem Klettband zum Aufwickeln ausgestattet ist. Top!

4 m langes Gummikabel mit Klettband

Dafür geht der Gehäusedruck gar nicht. Schon beim leichten Reiben, verschwindet die Farbe. Sowas darf nicht sein. Ob das hier ein Einzelfall ist, können wir nicht sagen.

Aufdruck geht leicht ab

Sehr gut hat uns auch die Schürze um den Schleifteller gefallen. Sie wird vorrangig die Absaugung verbessern sollen, aber sie schützt auch Werkstücke vor dem Kontakt mit dem Teller, was sonst sehr oft Macken hinterlässt.

Schürze um den Schleifteller

Allerdings sammelt sich innen an der Schürze mit der Zeit Dreck an.

Innen an der Schürze

Da der Teller nicht zum Wechseln vorgesehen und daher mit vier Schrauben befestigt ist, fällt das Reinigen schwer.

Schleifteller

Bedienung


Die Bedienung des EX 150 ES gibt auch ohne einen Blick in die Anleitung keine Rätsel auf. Vorne auf dem Motorgehäuse befindet sich die Drehzahlregelung.

Drehzahlregelung

Wie bei den meisten Schleifern mit Pistolengriff befindet sich über der Ein/Aus-Taste die Verriegelung für den Dauerbetrieb.

Verriegelung für den Dauerbetrieb

Davor befindet sich noch ein weiterer Schalter, welcher den Schwingkreis umschaltet, leider nicht mehr zu erkennen, der Aufdruck ist ja weg. Links drücken 3,2 mm, rechts drücken 6,4 mm.

Schwingkreis umschalten

Die Verriegelung steht leider deutlich aus dem Gehäuse raus.

Verriegelung steht aus

Das ist für Linkshänder unangenehm, da der Knubbel in die Handfläche drückt.

Für Linkshänder unangenehm

Funktionstest


Der Praxistest fiel etwas gemischt aus. Ein universell einsetzbarer Schleifer ist der EX 150 ES aufgrund seiner enormen Große und dem stattlichen Gewicht von 2,8 kg nicht. Senkrechte Flächen, Überkopfarbeiten oder das Schleifen von Kleinteilen sind nicht sein Metier.

Als Flächenschleifer liegt er aber trotz seiner Größe recht bequem in der Hand. Ob einhändig am Pistolengriff,…

Einhändig greifen

…oben auf dem Motorgehäuse,…

Oben greifen

…oder zweihändig, der AEG lässt sich auch bei längeren Arbeiten angenehm führen.

Zweihändig greifen

Ein Griff um das Motorgehäuse, wie bei einem Fäustlingsschleifer, das geht bei der Maschine allerdings nicht, dafür ist sie einfach zu wuchtig.

Griff um das Motorgehäuse geht nicht

Abtragstest


Unser bekannter Abtragstest an einem Buche Brett mit den Maßen 54 x 21 cm und mit Bleistiftschraffuren versehen, brauchte mit einem frischen Schleifblatt der Körnung 80 (Festool Granat) folgende Ergebnisse:

Im 3,2 mm Schwingkreis benötigte der EX 150 ES 42 Sekunden um alle Markierungen zu entfernen. Mit 6,4 mm Schwingkreis brauchte er nur 26 Sekunden. Jeweils im Mittel aus drei Messungen. Das sind gute und zu den Daten der Maschine passende Werte.

Was uns aber negativ auffiel war ein recht starker Drehzahleinbruch, schon bei geringem Druck auf die Maschine, aber dazu weiter unten noch mehr.

Vibrationen sind zwar vorhanden (Speziell im 6,4 mm Schwingkreis), fallen aber so gering aus, dass sie auch bei längeren Arbeiten nicht stören.

Die Bestnote hat der Schleifteller in Bezug auf dessen Planheit verdient. Da gibt es kein Grund zur Beanstandung.

Gute Planheit

Im Punkt Staub ist die Maschine aber glatt durchgefallen. Das fängt schon damit an, dass AEG dort einen extrem komischen Anschluss verwendet. Laut Verpackung soll es sich um einen 26 mm Anschluss handeln. Das bedeutet in der Praxis, dass dort ein 26 mm Saugschlauch drauf passen muss.

26 mm Anschluss

Den Anschluss den AEG verbaut, hat aber ein Durchmesser, dass eine 26er Saugmuffe weder in noch auf den Anschluss passt. Man könnte zwar ein paar Lagen Klebeband um den Anschluss wickeln, um ihn in eine 36er Muffe zu stecken, nur leider verhindert dies die Bauform des Anschlusses.

26er Saugmuffe kann nicht angeschlossen werden

Wir haben, um wenigstens das Absaugergebnis mitteilen zu können, den Saugschlauch mit jeder Menge Klebeband an die Maschine gekoppelt. Damit zeigte sich, dass die Absaugung hervorragend funktioniert, es blieb nur eine sehr geringe Menge an Schleifstaub auf dem Werkstück liegen.

Zwar sehr gut, aber was bringt das, wenn man die Maschine nicht an einen Sauger anschließen kann?

Sehr geringe Menge Schleifstaub

Anders sah es mit der Eigenabsaugung aus. Wir sagen es kurz und schmerzlos, diese ist Murks und in der Praxis unbrauchbar.

Eigenabsaugung sehr staubig

Mit der Maschine haben wir einiges an Buche Leimholz geschliffen, vom Grobschliff bis hin zum Feinschliff. Alles in allem war der AEG EX 150 ES gut drei Stunden im Dauereinsatz. Wie schon erwähnt, man merkt leichte Vibrationen der Maschine, diese sind zwar spürbar, belasten aber den Hand-Arm Bereich nicht weiter.

Auch die bequeme Gehäuseform tat ihr übriges für ein recht ermüdungsfreies Arbeiten auf dem Arbeitstisch, da dort das große Gewicht der Maschine nicht zum Tragen kommt. Aber schon alleine das Gewicht von einem Arm, ohne sonderlich Druck auszuüben reichte, dass die Drehzahl der Maschine einbrach, besonders im 6,4 mm Schwingkreis. Das war recht nervig. Dem Motor fehlt es einfach an Drehmoment.

Gleichzeitig erwärmte sich der Schleifer auch ohne Last sehr schnell, was im Einsatz schon in Richtung heiß ging. Das hat uns etwas stutzig gemacht und wir haben die elektrische Leistung der Maschine gemessen. Zur Erinnerung, angegeben ist sie mit 440 Watt.

Bereits im Leerlauf genehmigte sich der Schleifer 410 Watt. Das erklärt natürlich die Erwärmung und spricht für einen schlechten Wirkungsgrad des Motors. Unter normalen Lastbedingungen zieht die Maschine 530 Watt aus der Steckdose und bei starkem Druck und deutlichem Ausbremsen sind es stolze 650 Watt. Zum Vergleich ein anderer Testkandidat (ähnliche Klasse), genehmigte sich nur 160 Watt im Leerlauf.

Zubehör


Die Frage nach weiterem lieferbarem Zubehör oder unterschiedlichen Stütztellern, fällt kurz aus: Gibt es nicht. Was für ein eigentlich Profigerät sehr dünn ist. Braucht man Ersatz für den vorhandenen, wird es auch schwer.

Die Anleitung schweigt sich über Ersatzteile aus, die auf dem Koffer aufgedruckte Internetseite gibt es nicht (mehr), mit etwas suchen stößt man auf eine Serviceseite von AEG, die einem (Maschinencode ist nötig) zu einer Explosionszeichnung verhilft. Gut die Infos sind alle da, aber wer mit dem Inet auf Kriegsfuß steht, hat es schwer.

Vorteile des AEG EX 150 ES


  • Die Bestnote hat der Schleifteller in Bezug auf dessen Planheit verdient

  • Besonders gefallen hat uns das weiche 4 m lange Gummikabel

  • Der AEG EX 150 ES liegt recht bequem in der Hand

Nachteile des AEG EX 150 ES


  • Dem Universalkoffer fehlt es an Platz für weitere Schleifmittel

  • Ein 26 mm Saugschlauch passt nicht drauf

  • Durch die Eigenabsaugung entsteht sehr viel Staub

  • Der Motor hat einen schlechten Wirkungsgrad

  • Hervorstehende Verrieglung für den Dauerlauf

  • Kein weiteres Zubehör erhältlich

Fazit


AEG EX 150 ES
AEG EX 150 ES

Unser Fazit fällt daher eher mäßig aus.

Hervorzuheben ist das bequeme Gehäuse, die umschaltbaren Schwingkreise, der absolut plane Stützteller, 4 m Netzkabel und die wirkungsvolle Absaugung, wenn man denn irgendwie einen Schlauch an die Maschine bekommt.

Ja und damit fängt es schon an. Schlechter Saugeranschluss, geringer Wirkungsgrad und drehmomentschwacher Motor, nicht brauchbare Eigenabsaugung, abwischbare Aufdrucke, kein weiteres Zubehör, das sind alles Punkte, die wir bei diesem Gerät nicht erwartet hätten. Der zerklüftete Koffer und die hervorstehende Verrieglung für den Dauerlauf, gehen da schon unter.

Von daher bekommt der AEG EX 150 ES von uns keine Kaufempfehlung.

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Michael Hild
Autor: Michael Hild

Neben einigen anderen Hobbys und Interessen, hat mich seit Frühjahr 2010 die Leidenschaft am Holzwerken gepackt. Dazu setze ich neben vielen Handwerkzeugen auch diverse Maschinen vornehmlich der Firma Festool ein. Was ich so baue findet ihr auf meinem Blog: michael-hild.blogspot.de